Die Frage, inwieweit politische, ethische oder soziale Werte Einfluss auf die Wissenschaft haben oder vielleicht sogar haben sollen, wird seit längerer Zeit intensiv diskutiert. In diesem Seminar wollen wir uns dieser Frage aus unterschiedlichen Blickrichtungen nähern.
Zum Einstieg werden wir uns allgemein mit dem sog. Ideal der Wertfreiheit der Wissenschaft und der vielfältigen philosophischen Kritik, die daran geübt wurde, auseinandersetzen, wobei vor allem der Begriff des induktiven Risikos eine zentrale Rolle spielen wird. Im Anschluss daran werden wir uns aber auch mit der spezielleren Frage beschäftigen, inwiefern bereits die Begriffsbildung in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen bestimmte Werthaltungen voraussetzt und damit auch impliziert. So wird etwa manchmal argumentiert, dass Begriffe wie „Intelligenz“, „Arbeitslosigkeit“ oder „Wohlbefinden“ schon Werthaltungen mit sich bringen und daher gar nicht wertfrei definiert werden können. Wenn das aber der Fall ist, stellt sich nicht nur die Frage, ob eine wertfreie Wissenschaft überhaupt möglich, sondern auch ob sie sinnvoll ist. Nach diesem allgemeinen Teil werden wir diese Überlegungen auf Beispiele aus der Naturschutzbiologie und Ökologie anwenden und dabei auch verschiedene Positionen aus der Umweltethik kennenlernen. Eine übergeordnete Fragestellung, die uns durch das gesamte Seminar hindurch begleiten wird, ist, wie diese Wertgeladenheit mit dem Anspruch auf Objektivität des wissenschaftlichen Wissens vereinbar ist. Diese und andere Fragen sollen im Seminar ausführlich diskutiert werden.